Barrierefrei unterwegs mit der Deutschen Bahn

Barrierefrei unterwegs mit der Deutschen Bahn

Das sollten Sie Wissen!        Die Nutzung von Bus und Bahn ist für zahlreiche Senioren und mobilitätseingeschränkte Menschen nicht nur eine ökologische Entscheidung.

Viele von ihnen verzichten aufgrund ihres hohen Alters darauf, sich selbst hinter das Steuer eines Autos zu setzen, oder können beziehungsweise dürfen es aufgrund ihrer eingeschränkten Mobilitäts-, Hör- oder Sehfähigkeiten nicht mehr.

Der öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) in Deutschland ist jedoch sehr gut ausgebaut, sodass es in der Regel keine Probleme gibt, mit öffentlichen Verkehrsmitteln von A nach B zu kommen. Die Deutsche Bahn kommt älteren und mobilitätseingeschränkten Menschen mit einer Vielzahl an barrierefreien Angeboten und Servicesleistungen entgegen.

Die Mobilitätsservice-Zentrale

Dreh- und Angelpunkt aller Belange rund um das barrierefreie Reisen mit der Deutschen Bahn ist die Mobilitätsservice-Zentrale, kurz MSZ. Sie ist die richtige Anlaufstelle, wenn etwa Hilfe bei der Buchung von Fahrkarten erforderlich ist. Dabei ermitteln die Servicemitarbeiter die günstigsten Verbindungen mit möglichst wenigen Umstiegen und großzügigen Umsteigezeiten. Außerdem gibt das Personal Auskunft zur Barrierefreiheit von Bahnhöfen, IC Bussen und Zügen; es ist beispielsweise über Störungen an Aufzügen informiert und weiß, ob es aufgrund einer Baustelle zu sonstigen Abweichungen kommt. Falls es Fragen zu Fahrgastrechten gibt, können sich Bahnfahrende mit Mobilitätseinschränkungen ebenfalls an die MSZ wenden.

Telefonischer Kontakt zur Mobilitätsservice-Zentrale:

Unter der Nummer 0180 6512512 sind die hilfsbereiten Mitarbeiter der MSZ erreichbar. Die Zentrale ist zu folgenden Zeiten besetzt:

Eine Kontaktaufnahme via E-Mail ist ebenfalls möglich. Die Adresse lautet: msz@deutschebahn.com

 

Hilfe beim Einsteigen, Umsteigen und Aussteigen

Wer einmal im Zug sitzt, kann es sich gemütlich machen und die Fahrt entspannt genießen. Die eigentlichen Probleme stellen vielmehr das Ein-, Um- und Aussteigen dar. Ist zudem Gepäck im Spiel, wird es noch schwieriger. Hier kommt erneut die Mobilitätsservice-Zentrale ins Spiel. Wer Hilfe am Bahnsteig benötigt, kann diese über https://msz-hilfe.specials-bahn.de beantragen.

Das Formular sollte bei innerdeutschen Reisen spätestens am Vortag bis 20 Uhr abgeschickt werden, damit die angeforderten Leistungen organisiert werden können.

Dazu gehören zum Beispiel:

  • persönliche Hilfe durch Servicemitarbeiter beim Ein-, Um- und Ausstieg
  • Anmeldung eines mobilen Hubgeräts oder einer Rampe
  • Bereitstellung eines Elektromobils

Umsteigehilfen können leider noch nicht an allen Bahnhöfen bereitgestellt werden, die Verfügbarkeit wird jedoch immer weiter ausgebaut. Derzeit ist der Service an etwa 300 Standorten verfügbar, zudem sind bereits rund 1.550 Bahnhöfe in Deutschland stufenfrei gestaltet.

 

Spezielle Angebote für Fahrgäste mit Einschränkungen

Eine gute Vorbereitung ist alles und gibt Senioren sowie in ihrer Mobilität eingeschränkten Personen die notwendige Sicherheit und Ruhe am Reisetag. Nicht nur am Bahnhof und am Bahnsteig sondern auch in den Zügen gibt es zahlreiche Angebote, die extra für Ältere oder Menschen mit Einschränkungen entwickelt wurden.

  • eingeschränkte Hörfähigkeit

Mit dem Alter lässt oft das Hörvermögen nach. Schwerhörige, ertaubte oder gehörlose Personen müssen auf eine Bahnfahrt trotzdem nicht verzichten. Mithilfe von Ankunfts- und Abfahrtstafeln, Anzeigen zu Wagenreihungen und Monitoren mit Daten in Echtzeit ist sowohl im Bahnhof als auch auf dem Bahnsteig dafür gesorgt, dass Menschen mit eingeschränkter Hörfähigkeit Zugang zu allen Informationen zu ihrer Zugreise haben. Immer mehr Bahnhöfe werden außerdem mit induktiven Höranlagen ausgestattet. Während der Fahrt halten dynamische Anzeigesysteme die Passagiere auf dem Laufenden, wann und wo der nächste Halt ist oder ob eine Verspätung vorliegt.

  • eingeschränkte Sehfähigkeit

Personen, die gar nicht oder nur sehr schlecht sehen, können ihre Reiseplanung bei Bedarf telefonisch mit einem Mitarbeiter der MSZ vornehmen; die Reiseunterlagen werden dann postalisch zugeschickt. Vor Ort am Bahnhof unterstützt das Wegeleitsystem maßgeblich und weist mittels taktiler Elemente auf Zugänge zu den Bahnsteigen, Treppenstufen sowie Ein- und Ausgänge hin. Fernverkehrszüge der neueren Generation sind ebenfalls mit Orientierungshilfen für Menschen mit eingeschränkter Sehfähigkeit ausgestattet. Darunter fallen beispielsweise taktile Beschriftungen, automatische Türen und mündliche Durchsagen.

  • eingeschränkte Mobilität

An vielen Bahnhöfen gehören Rolltreppen, Aufzüge und automatisch öffnende Türen inzwischen zum Standard. Es stehen zudem Universaltoiletten zur Verfügung, die nur mit dem passenden Euroschlüssel zugänglich sind. Diesen erhalten Menschen mit Behinderung an der DB Information. Wer im Besitz des blauen oder orangefarbenen „Parkausweis für Behinderte“ ist, darf sein Fahrzeug darüber hinaus für 24 Stunden kostenlos auf den unbeschrankten Parkeinrichtungen von DB BahnPark abstellen.

Im Zug selbst ist die Mitnahme orthopädischer Hilfsmittel – Rollstühle, Rollatoren, Gehstöcke und Gehgestelle – in der Regel kostenfrei. Fernverkehrszüge sowie zahlreiche Nahverkehrszüge verfügen des Weiteren über geeignete Sitzplätze, Rollstuhlstellplätze, Toiletten mit großen Innenräumen und breite Einstiege.

IC Busse: Auf einigen Strecken verkehren Busse im Auftrag der Deutschen Bahn. In vielen Fahrzeugen steht ein Rollstuhlstellplatz zur Verfügung, der im Vorfeld reserviert werden muss. Die Mitnahme von orthopädischen Hilfsmitteln sowie von klappbaren Rollstühlen im Kofferraum der Busse ist möglich. Sie dürfen jedoch die Maße von 120 x 109 x 35 Zentimetern und ein Gewicht von 31,5 Kilogramm nicht überschreiten.

Weitere barrierefreie Angebote bei Reisen mit der Bahn

Vergünstigte BahnCard

Sowohl Bahnreisende ab 60 Jahren als auch Menschen mit Behinderungen ab einem Grad von mindestens 70 können die BahnCards 25 und 50 zu einem deutlich günstigeren Preis erwerben. Der Nutzen liegt auf der Hand: Je nach Variante sparen Inhaber einer BahnCard 25 % oder 50 % beim Kauf eines Tickets für den Nah- oder Fernverkehr der Deutschen Bahn. Zum Vergleich: Eine BahnCard
25 für die 2. Klasse kostet derzeit regulär 55,70 Euro; der ermäßigte Preis liegt im Moment bei 36,90 Euro. Für schwerbehinderte Menschen mit Ausweis und den entsprechenden Vermerken gibt es darüber hinaus viele weitere Vergünstigungen bis hin zu Kostenerlassungen. Dies ist zum Beispiel bei der Reservierung von Sitz- oder Stellplätzen, der Mitnahme von Begleitpersonen oder -hunden sowie bei Fahrten im Nahverkehr der Fall.

Digitale Unterstützung via App

Personen mit körperlichen Beeinträchtigungen oder Sinnesbehinderungen sei die App DB Barrierefrei empfohlen. Sie ist nach wie vor in der Entwicklung, bietet aber bereits zwei wichtige Funktionen. Zum einen erhalten Nutzer Anzeigen und Durchsagen zu ihrer gebuchten Fahrt als Textnachricht, die sie auf ihrem Smartphone lesen oder abhören können. Insbesondere für Personen mit Hörbehinderungen stellt dies eine große Hilfe dar, da die Durchsagen auf dem Bahnsteig nicht immer gut zu verstehen sind. Darüber hinaus liefert die App Informationen zum aktuellen Funktionsstatus von Aufzügen und Rolltreppen, sodass eine eventuelle Störung bei der Planung der Anreise zum Bahnhof direkt mit einbezogen werden kann.

Text: Basco   Ausgabe Juli 2020 / Foto: Rollstuhl auf einem Bahnhof © Gina Sanders, fotolia.com