Was ist das eigentlich: Demografischer Wandel?

Demografischer Wandel

Was ist das eigentlich: Demografischer Wandel?

Dauernd liest man vom demografischen Wandel. Aber was ist das eigentlich? Und was bedeutet er für Senioren?

Nun, zunächst: Demografie befasst sich mit der Entwicklung der Bevölkerung und ihrer Strukturen. Dabei stehen Faktoren im Kern des Interesses wie die Geburtenrate, der Wanderungssaldo und die Sterberate. In Deutschland sieht die Situation derzeit so aus: Die deutsche Bevölkerung schrumpft, weil wir alle immer älter. Gleichzeig sink die Geburtenrate. Diesen Trend nennen Demoskopen den „demografischen Wandel“.

Derzeit leben in Deutschland 82,4 Millionen Menschen. 2050 werden es noch 69 bis 74 Millionen sein. Bis 2050 verdreifacht sich die Zahl der Menschen, die 80 Jahre oder älter sind, von knapp vier auf zehn Millionen. Das hat das Statistische Bundesamt in Wiesbaden in seiner jüngsten Bevölkerungsvorausberechnung ermittelt. Auch die Zuwanderer stoppten die sinkenden Bevölkerungszahlen im Jahr 2006 nicht. Das Statistische Bundesamt warnt, dass weder eine etwas höhere Kinderzahl je Frau, noch eine weiter steigende Lebenserwartung den Rückgang der Bevölkerung verhindern könne.

Was folgt aus dieser Entwicklung?

Die demografische Entwicklung in Deutschland führt jedenfalls zu erheblichen Veränderungen der Bevölkerungsstruktur. Wirtschaft und Gesellschaft stehen in den kommenden Jahrzehnten vor großen Herausforderungen.

Ein Beispiel – unsere Rente: Heute leben etwa 50 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter zwischen 20 und 64 Jahren in Deutschland. Zieht man Arbeitslose und Selbstständige ab, bleiben etwa 33 Millionen, die in den Rententopf einzahlen. Im Jahr 2050 werden es laut Statistik bis zu 29 Prozent weniger sein. Die genaue Zahl hängt von den Zuwanderungszahlen ab.

Wie soll dann das deutsche Rentensystem finanziert werden, fragen sich Politik und Wirtschaft. Auch viele Arbeitnehmer fürchten um ihre Altersversorgung. Als die Politiker dieses Rentensystem entwickelten, rechneten sie nicht damit, dass die Geburtenzahlen in Deutschland so rapide abnehmen würden – und damit die Zahl derjenigen, die in die Rentenkasse einzahlen. Während 1955 fünf Erwerbstätige für die Rente eines Ruheständlers aufkamen, kommen heute drei Menschen im Arbeitsalter auf einen Ruheständler, sind es in 20 Jahren nur noch zwei. In Sachsen, Sachsen-Anhalt und Thüringen wird dieses Szenario bereits in zehn Jahren Realität.

Aber das ist nur eine Herausforderung von vielen.  Wie wird eine Gesellschaft aussehen, deren Durchschnittsalter 2050 voraussichtlich bei 50 Jahren liegen wird (heute beträgt sie bereits 42 Jahre)? Was tun, wenn das Angebot an Fachkräften und Arbeitskräften insgesamt nicht nur knapper, sondern der Wettbewerb um die fähigen Köpfe immer härter wird? Wie oft bei einem notwendigen Diskurs, machten bald die ersten Katastrophenszenarien die Runde: Wahlweise stand Deutschland kurz vor dem Aussterben, wurde von einer Rentnerlawine getroffen, von Zuwanderern überflutet oder stand vor dem wirtschaftlichen Ruin, überflügelt von jungen und innovativen Aufsteigernationen.

Wandel als Chance

Mittlerweile haben sich die Wogen etwas geglättet, auch weil klar wurde, dass es verschiedene Stellschrauben gibt, mit dem sich der demografische Wandel zwar nicht ausschalten, aber immerhin einigermaßen bewältigen lässt. Längere Lebensarbeitszeiten, mehr Frauen im Arbeitsmarkt, bei gleichzeitiger Verbesserung der Betreuungsbedingungen für Kinder, bessere Qualifikationen, lebenslanges Lernen, Zuwanderung in den Arbeitsmarkt – all dies sind Möglichkeiten, moderne Gesellschaften produktiv, innovativ und erfolgreich zu halten.

Nun, dass die Deutschen länger gesund sind und damit älter werden, ist ja auch vor allem und erstmal etwas Positives. Somit stehen wir vor der Aufgabe, neues Terrain zu erkunden. Wir haben die Chance, uns mit den neuen Bedingungen auseinanderzusetzen, zu arrangieren und dabei etwas Neues zu schaffen. Wenn dies gelingt, ist keineswegs zu erwarten, dass Deutschland ausstirbt oder untergeht. Im demografischen Wandel stecken viele Potenziale. Wir müssen sie nur nutzen.

Quellen: Statistisches Bundesamt, Deutsche Rentenversicherung Bund

Autor: hh | Februar 2018

Foto: pixabay-Tania VdB